Kommentar zum Traum – Hans-Karl Seeger (2008)
Traum vom Bücherbaum – Gedicht 1 von Anne Klaßen (2008)
„Traum-Baum“ – Gedicht 2 von Anne Klaßen (2009)
Kommentar zum eigenen Bild – Stephan Ahler (2010)
In diesem Bild will der Künstler die Beziehung zwischen innen und außen zum Ausdruck bringen. Der Baum auf der Gefängnismauer ermöglicht es, dass es eine Wechselbeziehung zwischen der farbigen und grauen Welt gibt. Die Fenster im Gefängnis sind angeordnet um ein Kreuz. Mit diesem Kreuz erinnert der Künstler an den Auftrag von Jesus Christus, Gefangene zu besuchen. Und in diesem Fall sind die Bücher wie Besucher, die Licht in die Dunkelheit bringen können. Der Gefangene, der Bücher liest, ist verbunden mit der ganzen Welt. So ist es für ihn wie eine Internetverbindung auf Papier. Es gibt ihm die Gelegenheit, etwas für seine eigene Bildung und Rehabilitation als ein Mitglied der Gesellschaft zu tun. Bücher verbinden die Leute innerhalb und außerhalb der Gefängnismauer.
Rap zum Bücherbaumtraum – Lydia Peschers-Wagener (2010)
Refrain (je 2x):
Hey, steh auf und leb den Traum,
leb den Traum vom Bücherbaum,
lass uns über Ängste siegen, grenzenlos ins Weite fliegen.
Grenzen, Mauern, Zaun aus Draht,
keiner sich darüber wagt,
du lebst dort und ich leb hier,
vieles trennt uns – glauben wir.
Komisch auf der ganzen Welt,
werden Grenzen aufgestellt.
Mittendrin in der Natur,
stößt man drauf, warum denn nur ?!
Selbst der Mensch, tief in sich drin,
baut sich Mauern, wo ist Sinn ?!
„Es ist zum Schutz, mein Kind.“, hör ich.
Doch ehrlich, das versteh ich nicht.
„Drüben ist die Welt viel rauer,
deshalb brauchen wir ne Mauer.
Schutz vor anderen Gedanken,
deshalb gibt es diese Schranken.“
Refrain (je 2x):
Hey, steh auf und leb den Traum,
leb den Traum vom Bücherbaum,
lass uns über Ängste siegen, grenzenlos ins Weite fliegen.
Ich möcht‘ so gerne weitergehn,
nicht nur bis zur Mauer sehn.
Will wissen, ob nicht auch vielleicht,
mir dort jemand die Hände reicht.
Grenzen will ich überwinden,
bis die Ängste alle schwinden
und ich weiß wie man sie öffnet
wie man Mauern unbewaffnet
leise überwinden kann,
mit dem Traum fing alles an.
Viele tausende Gedanken,
keimen in Gedichten reimen
in Geschichten, oh so bunt
auf Blättern drauf und machen kund,
wie es dir geht, oder mir,
wie es drüben aussieht – hier.
Refrain (je 2x):
Hey, steh auf und leb den Traum,
leb den Traum vom Bücherbaum,
lass uns über Ängste siegen, grenzenlos ins Weite fliegen.
Und mit ihrer Zauberkraft,
die die Macht der Worte schafft,
kann man aus Gefangenschaft,
in andre Welten sich begeben,
und dort ohne Mauern leben.
Und sei’s auch nur für kurze Zeit
das befreit – dich und auch mich,
genieß es, komm und sei bereit.
Und weil Gedanken im Blatt sind,
haben sie ’nen Baum für sich,
an dem sie wachsen und gedeihn,
dessen Wurzeln Kraft verleihn.
Die Wurzeln dieses Baums sind alt,
aus Erde, Luft und Wasser ballt
sich alles Wissen samt Gedanken
in ihn drin, überwindet Schranken.
Refrain (je 2x):
Hey, steh auf und leb den Traum,
leb den Traum vom Bücherbaum,
lass uns über Ängste siegen, grenzenlos ins Weite fliegen.
Und verleiht dem Baum die Macht,
die Frucht in seiner ganzen Pracht
an mich hier, und dich da drüben,
zu verschenken, und wir fliegen,
vielleicht aufeinander zu,
du und ich, ich und du,
du und ich, ich und du
du und ich, ich und du.
Text: Lydia Peschers-Wagener, 05 / 2010
Gedicht 1 – Karl-Hein Eisenkopf (2010)
Gedanken zum Traum vom Bücherbaum auf einer Gefängnismauer
Träume öffnen Horizonte,
überschreiten Zeit und Raum.
Mauern sind da nicht mehr Grenzen,
sind bekrönt mit einem Baum
Wer sich anlehnt
dem stärkt er den Rücken,
füllt mit Leben seinen Traum.
Guter Freund
Bücherbaum.
Deine Frucht ist Geistesnahrung,
Lebenselixier und Seelenbrot.
Sie ist Wegbegleitung, Stärkung, Hilfe,
von der Wiege bis zum Tod.
Gedicht 2 – Karl-Hein Eisenkopf (2010)
Prolog
Im Buch der Bücher ist der Baum,
Symbol für Unvergänglichkeit des Lebens
im Schutze einer höh’ren Macht
Doch die Missachtung des Gebotes,
die Frucht des Baumes nicht zu essen,
hat Ausgrenzung und Tod gebracht
Hab Ehrfurcht vor dem Quell des Lebens,
bewahr die Schöpfung
Ursprung aller Lebenskraft
Klagemauer zwischen Zeit und Ewigkeit
Lass mich des Lebens Frucht in Fülle ernten
Umkehr, Vergebung, Gnade statt Gerechtigkeit
Mauern
Vom Schutzwall, der Abgrenzung, der Ausgrenzung,
zum touristischen Besichtigunsangebot in Katalogen von Reiseveranstaltern
Chinesische Mauer, Limes, Gettos in Rom-Prag-Warschau …,
Berliner Mauer, Mauer zwischen Israel/Palästina?!……..
Mauern trennen, Mauern schützen
können hindern, können nützen
Tore schaffen Übergänge,
führ’n hinaus, und in die Enge
Bäume können Mauern überragen,
und sie können Früchte tragen
Einst stand der Baum im Paradies,
bevor wir uns dort selbst vertrieben,
und Mauern bauten die es schließt.
Verbotne Früchte schaffen Mauern,
in Herzen, Köpfen und real.
Mag man es später auch bedauern,
der Nachgeschmack ist fad und schal.
Gefangen in der Weltgetriebe
fest eingeschlossen in der eignen kleinen Welt,
bleibt Sehnsucht nach der reinen Liebe,
-wo nur der Mensch als Mensch- und sonst nichts zählt.
Der Traum vom Baum, der Grenzen überragt und Mauern spreng
und in dem lauten Weltgetriebe,
uns rasten lässt und innern Frieden schenkt,
der wurzelt in der Liebe.
Traumbaum
Bücherbaum
Lebensbaum
Baum der Erkenntnis
Deine Frucht ist bitter
Deine Frucht ist süß
Deine Wurzeln sprengen Kerkermauern,
ja, sie reichen bis ins Paradies.
Kommentar zum eigenen Bild aus Matagalpa (Nicaragua) – Felipe R. A. P. (2010)
Mit diesem Bild konnte ich ausdrücken, dass wir, obwohl wir im Gefängnis sind, frei sind, viele wichtige Dinge zu lernen aus den Büchern, die Monat für Monat der Bücherbau bringt.
Der Baum symbolisiert unser Wissen, das jeden Tag durch Lektüre wächst.
Das Buch ist unser Lehrer, der uns viele gute Dinge lehrt; so habe ich zum Beispiel gelernt, zu malen und zu zeichnen. Landschaften zu zeichnen, inspiriert mich.
Die Sonne führt mich zur Freiheit, zu neuen Zielen.
Ich bin glücklich und zufrieden, dass Gott mein Leben mit guten Menschen wie Ihnen gesegnet hat.
s.a.: Radierung von Felipe R. A. P. in der Bildergalerie
Kommentar zum Traum – Günter Kunert (2010)
28.07.2010 – s.a.: Radierung von Günter Kunert in der Bildergalerie